Position: stationäre Tarife – SwissDRG, TARPSY und ST Reha

Bern/ , 5. Januar 2021

DARUM GEHT ES
Nach Art. 49 Abs. 1 des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) sieht der Gesetzgeber als eine der zentralen Massnahmen der neuen Spitalfinanzierung vor, dass im stationären Spitalbereich inkl. Psychiatrie und Rehabilitation gesamtschweizerisch einheitliche Tarifstrukturen, wo möglich Fallpauschalen, zur Anwendung kommen. Die neue leistungsorientierte Vergütung in der Akutsomatik (SwissDRGFallpauschalen) wurde bereits im Jahr 2012 eingeführt. Im Bereich der Psychiatrie wurde im 2018 die Tarifstruktur «TARPSY», im Bereich der Rehabilitation im 2022 die neue Tarifstruktur «ST Reha» – beide basierend auf leistungsorientierter Tagesvergütung (Tagespauschalen) – abrechnungswirksam eingeführt.

Bei allen drei Tarifstrukturen handelt es sich um «lernende Systeme», d.h., dass diese anhand der zugrundeliegenden Kosten- und Leistungsdaten der Spitäler und Kliniken kontinuierlich (i.d.R. jährlich) weiterentwickelt werden. Die neuen Tarifversionen werden durch die Tarifpartner dem Bundesrat zur Genehmigung unterbreitet. Bei den beiden Tarifstrukturen TARPSY und ST Reha ist curafutura als Tarifstrukturvertragspartner mitverantwortlich für die Einreichung an den Bundesrat.

Für die Entwicklung und die Pflege der stationären Tarifstrukturen ist die nach Art. 49 Abs. 2 KVG von den Tarifpartnern H+, GDK, santésuisse, MTK und FMH im 2009 eingesetzte Tariforganisation «SwissDRG AG» zuständig. Da curafutura bei der Gründung der SwissDRG AG noch nicht existierte und die Aufnahme als Gesellschafter und VR-Mitglied von der santésuisse bisher systematisch verhindert wurde, fehlt bis heute ein Einbezug in wichtige Entscheide bezüglich stationärer Tarifstrukturen auf strategischer Ebene. Hingegen ist curafutura auf fachlicher Ebene praktisch in sämtlichen Arbeitsgruppen und Ausschüssen der SwissDRG AG vertreten und leistet dort einen aktiven Beitrag zur Systementwicklung und -pflege. Zudem ist der Verband seit 2017 berechtigt, Anträge zur Systemweiterentwicklung sowie zur Weiterentwicklung der Kodierungsrichtlinien und der medizinischen Klassifikation bei der SwissDRG AG bzw. beim Bundesamt für Statistik (BFS) zu stellen.

DIE POSITION VON CURAFUTURA
curafutura setzt sich für einen vollen Einbezug in die SwissDRG AG ein. curafutura fordert als wichtiger Player im schweizerischen Gesundheitswesen, der 42% aller Versicherten und 45% des Leistungsvolumens der OKP in der Schweiz vertritt, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen beteiligten Tarifpartnern bei der strategischen Mitgestaltung der Zukunft der stationären Tarifstrukturen. Deshalb erwartet curafutura die unverzügliche Aufnahme als Gesellschafter der SwissDRG AG mit allen dazugehörenden Pflichten und Rechten.

curafutura nimmt eine aktive Rolle bei der Tarifweiterentwicklung ein.
Das Ziel der Tarifweiterentwicklung ist einerseits die sachgerechte Abbildung der erbrachten stationären Leistungen und andererseits die Erhöhung der Transparenz der Leistungserbringung bzw. der medizinischen Dokumentation. curafutura vertritt die Anliegen ihrer Mitglieder bezüglich der besseren Anwendung der stationären Tarifstrukturen, setzt auf Dialog mit den Leistungserbringern, den zuständigen Fachgesellschaften und anderen Tarifpartnern, mit welchen sie gemeinsam getragene Lösungen erarbeitet. curafutura trägt dazu bei, dass die Leistungskontrolle und -abwicklung bei den Versicherern möglichst effizient verlaufen und der administrative Aufwand tief gehalten werden kann.

curafutura setzt sich für die Reduzierung der Fehlanreize in den stationären Tarifsystemen und für eine bedarfsgerechte stationäre Versorgung der Versicherten nach den Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit ein.
In sämtlichen DRG-Systemen besteht systemimmanent ein verstärkter Anreiz zur Fallgenerierung und zur Mengenausweitung insbesondere im interventionellen Bereich. Aus vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die maximale Versorgung nicht immer die patientenfreundlichste Wahl ist. Zudem führt diese oft zu deutlich höheren Kosten (Nebenwirkungen, ungünstige postoperative Verläufe). Bei einigen Indikationen (Hüfte, Knie) kann zudem ein vergleichbarer bzw. besserer Output mittels konservativer Therapie erreicht werden. Aus diesem Grund engagiert sich curafutura dafür, die bestehenden Fehlanreize zu identifizieren. curafutura setzt sicht für Tarifstrukturen ein, welche möglichst wenige Fehlanreize setzen. Besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Beseitigung der Fehlanreize an der Schnittstelle ambulant vs. stationär.