Editorial: 10 Jahre curafutura – es ist Zeit für einen Aus- und Rückblick
Bern/ , 26. Mai 2023Im April 2013 haben sich die vier Versicherer CSS, Helsana, Sanitas und KPT entschieden, fortan ihren eigenen Weg zu gehen. Das war die Stunde von curafutura. Mittlerweile sind 10 Jahre vergangen. Und curafutura feiert das Jubiläum, begleitet von der Präsidiumsübergabe des Urner Ständerats Josef Dittli an Konrad Graber.
Der Luzerner Konrad Graber dürfte vielen bekannt sein. Er war von 2007 bis 2019 Ständerat des Kantons Luzern und hier unter anderem in der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit auch als Präsident tätig. Er war aber auch bis im April 2023 Verwaltungsratspräsident von Emmi und in früheren Jahren im Verwaltungsrat der CSS.
Wenn wir zurückschauen und an die Anfangszeit denken, so kommen wir nicht am ersten Präsidenten von curafutura vorbei, dem heutigen Bundesrats Ignazio Cassis. Er sagte 2014 gegenüber den Medien zur Gründung von curafutura: «Mit mehr als 40 Prozent der Versicherten sind wir gross genug, um das Gesundheitswesen beeinflussen zu können. (…).» Die Leistungserbringer dürften sich ob der Präsenz von curafutura freuen, da sie mit einem Partner verhandelten, der offen spreche und Vorschläge nicht im Vornherein ablehne. Es gebe Grund zur Hoffnung, weil die Zielsetzungen mit vielen Leistungserbringern identisch seien.
Heute, 10 Jahre später, schauen wir in der Tat mit Stolz auf unsere Positionierung im Gesundheitswesen und auf das Geleistete. Nach zehn Jahren harter Arbeit sind unsere Reformziele in Reichweite.
Ein Überblick
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Der neue Arzttarif TARDOC, den wir zusammen mit der FMH, der MTK und der SWICA entwickelt haben, und der von Santésuisse und H+ anerkannt wird, ist so weit gereift, dass er theoretisch morgen eingeführt werden könnte. Wir werden ihn dieses Jahr gemeinsam mit den Tarifpartnern dem Bundesrat zur Genehmigung übergeben – zusammen mit den Pauschalen – wenn alles nach Fahrplan des Tarifbüros und der Tarifpartner läuft. Damit können wir per 2025 endlich den nicht mehr sachgerechten und völlig veralteten TARMED ersetzen durch einen neuen, aus Einzelleistungen und Pauschalen kombinierten neuen Arzttarif. Vor allem Hausärzte, Kinderärzte und Kinderspitäler dürfen dann endlich aufatmen.
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Die einheitliche Finanzierung EFAS ist in den Köpfen von Verbänden, Politikern, Kantonen, Experten und Medien so weit verankert, dass wir zuversichtlich sind: Diese wichtige Reform wird kommen. 14 Verbände, darunter nebst FMH, pharmasuisse und H+ auch economiesuisse, stehen dahinter. Die Frage ist nur noch, kommt der EFAS-Entscheid des Parlaments in diesem oder erst im kommenden Jahr? Ist es so weit, fällt endlich der Fehlanreiz weg, dass wir ambulante und stationäre Leistungen unterschiedlich finanzieren und unter Umständen eine Behandlung auf Grund der Finanzierung auf die eine oder andere Art erfolgt. Die Prämienzahlenden dürfen sich freuen. Denn mit EFAS finanzieren auch die Kantone die ambulanten, mengenmässig immer öfters zu Anwendung kommenden ambulanten Leistung zu etwa einem Viertel mit.
- Aber auch der Fehlanreiz bei den Margen der Medikamente dürfte demnächst fallen, sodass die Durchdringung mit Generika vorankommt. curafutura hat zusammen mit pharmaSuisse, FMH und H+ einen Kompromissvorschlag ausgearbeitet, der vom EDI gutgeheissen wurde. Neu soll der Apotheker oder die Ärztin mit dem Original nicht deutlich mehr verdienen als mit dem Generikum. Die auf Medikamente angewiesene Bevölkerung und alle Prämienzahlenden wird das freuen.
curafutura hat sich stark vernetzt
Wir haben uns in den vergangenen Jahren aber auch national stark vernetzt. Heute sind wir auf dem Polit-Parkett ein gefragter Partner und in allen entscheidenden nationalen Gremien für Tarife und Daten eine etablierte Grösse in der Gesundheitspolitik. Aktuell erhalten wir viel Lob von anderen Verbänden für die konstruktive Zusammenarbeit. Das freut mich.
In meiner über 8-jährigen Tätigkeit bei curafutura bin ich oft gefragt worden, warum es zwei Verbände braucht. Das führt automatisch zur Rechtfertigung. Muss es aber nicht, sondern kann völlig werteneutral positiv kommentiert werden. Erstens: Weil nicht alle Versicherer die gleiche DNA haben, was Auswahl bietet. Zweitens: Weil zwei Verbände den Wettbewerb ankurbeln und sich im besten Fall in der strategischen Ausrichtung ergänzen. Und das wiederum, womit wir bei drittens sind, führt zwangsläufig dazu, dass Reformen gelingen können, wenn man sie zulässt, weil die Notwendigkeit besteht, endlich aus der Blockade heraus- und voranzukommen.
Wo stünden wir heute ohne curafutura?
Meine wichtigste Antwort aber gegenüber meinen Gesprächspartnern ist jeweils eine Gegenfrage: Wo stünden wir heute ohne curafutura? Wo wären der neue Arzttarif, die einheitliche Finanzierung EFAS und die Margenrevision? Wo wären wir bei den Psychologischen Psychotherapien, wo wir innert kürzester Zeit eine Tarifstruktur entwickelt haben, die jetzt zur Anwendung kommt. Gäbe es eine Plattform mit Studienratings für KVV Art. 71a – 71d im Bereich Off-Label-Use für die Beurteilung im Einzelfall bei Medikamenten, die nicht auf der Liste der von der Grundversicherung zu zahlenden Medikamente ist?
Schulterzucken und Schweigen: Weil ich recht habe?
Ich erhalte auf meine Fragen meist ein Schulterzucken? Schweigen, weil ich recht habe? Oder Schweigen, weil die Antwort schwierig ist. Schliesslich wissen wir nicht, wo wir ohne curafutura stünden.
Unser neuer Präsident Konrad Graber, ein äusserst erfahrener Politiker und bekannt als Brückenbauer, sagte gegenüber Medien auf die Frage, was sein Ziel mit curafutura anbelange: Er wolle die starke Position von curafutura als wichtiger Akteur weiter auszubauen. Er werde sich dafür einsetzen, die Effizienz des Gesundheitssystems zu verbessern um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen hoher Qualität der Leistungen und einer angemessenen Kostenentwicklung zu wahren.
Dem, liebe Leser, gibt es nicht viel hinzuzufügen. Es ist Zeit, Ihnen nach 10 Jahren intensivster Verbandsarbeit für Ihr Vertrauen in curafutura zu danken. Und anzustossen auf eine weiterhin kooperative, transparente und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit für ein modernes Gesundheitssystem.