Physiotherapie: Der Tarifeingriff des Bundesrates zwingt die Akteure an den Verhandlungstisch und ermöglicht die Bekämpfung von Möglichkeiten zur Abrechnungsoptimierung
16. November 2023Ziel ist die Revision des Tarifs: curafutura fordert die Tarifpartner auf, die Verhandlungen rasch und auf Basis klar definierter Bedingungen aufzunehmen.
Der Bereich der Physiotherapie verzeichnet einen sehr starken Anstieg der Kosten zu Lasten der obligatorischen Grundversicherung. Das Volumen hat sich in den letzten zehn Jahren von 600 Millionen Franken auf 1,3 Milliarden Franken pro Jahr mehr als verdoppelt. curafutura unterstützt daher den vom Bundesrat geplanten Tarifeingriff. Dank diesem werden Möglichkeiten zur Optimierung der Rechnungsstellung bekämpft. Das ist für curafutura aber nur ein Zwischenschritt. Ziel muss eine Totalrevision des Tarifs sein. curafutura fordert deshalb die Tarifpartner auf, rasch die notwendigen Schritte für Verhandlungen einzuleiten.
Der starke Kostenanstieg im Bereich der Physiotherapie muss differenziert analysiert werden. Zum Teil ist er auf Bestrebungen zurückzuführen, dass vermehrt konservative Behandlungen durchgeführt werden. Diese können oftmals die invasivere Behandlung einer Operation vermeiden. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Jedoch ist ein Teil des Kostenanstiegs auf die im aktuellen Tarif vorhandenen Möglichkeiten zur Optimierung der Rechnungsstellung zurückzuführen – diese Entwicklung ist negativ und stellt einen künstlichen Kostenanstieg dar, der die Prämienzahler belastet und ohne Mehrwert für die Patienten ist.
curafutura unterstützt deshalb den Tarifeingriff, da die Möglichkeiten zur Optimierung der Abrechnung beseitigt werden müssen. Ein Beispiel einer solchen Optimierung ist sichtbar in der in den letzten Jahren festgestellten Verschiebung zwischen der Position 7301 Allgemeine Physiotherapie und der Position 7311 Komplexe Physiotherapie, die immer häufiger genutzt und um 60% höher vergütet wird.
Gesamttarifrevision: curafutura ruft die Partner zu einer raschen Aufnahme der Verhandlungen auf
Der vom Bundesrat geplante Tarifeingriff ist die kurzfristige Handlung, die curafutura unterstützt, nachdem jahrelang keine Bestrebungen offensichtlich erkennbar waren, den Tarif zu revidieren. Mittelfristig muss aber zwingend auch die Tarifstruktur für die Physiotherapie als Ganzes überarbeitet werden, da die aktuelle Struktur nicht mehr adäquat ist. Aus diesem Grund ruft curafutura die Tarifpartner dazu auf, die Verhandlungen rasch aufzunehmen.
Es ist jedoch wichtig, dass diese Verhandlungen von Anfang an in einem klaren Rahmen stattfinden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Verhandlungen nicht abgeschlossen werden können, wie es bei den letzten offiziellen Verhandlungen im Jahr 2016 der Fall war. Damals hatten die Verbände der Physiotherapeuten das Konzept der Kostenneutralität nicht akzeptiert. Alle anderen Inhalte an der Tarifstruktur konnten fertig verhandelt werden.
curafutura möchte deshalb an zwei wesentliche Prinzipien erinnern, die den Rahmen für die anstehenden Tarifverhandlungen bilden sollen. Erstens muss die neue Tarifstruktur von einem Kostenneutralitätskonzept begleitet werden, das sicherstellt, dass der Übergang von der aktuellen zur zukünftigen Tarifstruktur nicht zu einem künstlichen Kostenanstieg führt. Zweitens müssen sich die Verhandlungen auf Daten über die Kosten der Physiotherapeuten und ihrer Leistungen stützen können. Wir fordern daher die Verbände der Physiotherapeuten auf, diese Daten den Versicherern zuzustellen. Je schneller diese Daten geliefert werden, desto schneller können die Tarifverhandlungen beginnen.